Rassismus
ist
ein Herrschaftskonstrukt, dass der dominanten Gruppe unter Zuhilfenahme
tatsächlicher biologische Merkmale zur eigenen Vorteilsnahme dient.
Schon die Sammlung, die Erfassung der Merkmale ist nicht unparteiisch,
sondern erfolgt unter der Bedingung eigener normativer Wertung, die, zum
Ausgangspunkt genommen, als Standard gesetzt wird. Auf dieser Grundlage
werden die erfassten Merkmale mit zugeschriebenen Eigenschaften
verknüpft, die ein subjektives Urteil objektiv darstellen sollen.
Mithilfe der zugeschriebenen und als unveränderbar deklarierten
Eigenschaften wird vom Machthabenden der Zugang zu materiellen und
immateriellen Ressourcen kritisch begleitet, mit Auflagen belegt oder
ganz verweigert. Dieses Kontrollinstrument wird verwandt, um es
privilegierten Menschen zu ermöglichen, aus einer Position die Ihnen
grösstmögliche Spielräume lässt, eigene Ansprüche auf Privilegien
durchzusetzen. Es dient also der Legitimierung von direkter und
indirekter (struktureller, institutioneller) Unterdrückung.
Um
Kategorien der Zugehörigkeit zu erzeugen ist es unabdingbar,
Sprache als Instrument der Erfassung standardisiert erfasster menschlicher
Merkmale zu Nutzen. Den Regeln der Gruppenbildung folgend geschieht die Grenzziehung unter Anwendung von Abgrenzung von dem als 'anders' gewähnten Gegenüber.
Der 'Clan', der 'Stamm', das sind immer die 'Anderen, das sind 'Jene',
die Exoten, die sich selbst womöglich nicht einmal als zusammengehörig
wahrnehmen. Sie sind es aus der Sicht, der es ihnen zuschreibenden, der
über sie damit bestimmenden, aus der Sicht der Bestimmer. (Hier liegt
übrigens der Schlüssel zum Verständnis, weshalb Gruppen sich dagegen
verwehren, benannt zu werden und sich davon abgrenzend selbst
bezeichnen.) Durch diese konstruierten Begriffe werden Realitäten geschaffen. Dem Begriff folgend wird in der Welt der Vorstellungen der/des Leser_in eine Kategorie erschaffen.
Das
Instrument zur Ausübung der Dominanz ist notwendigerweise Sprache, in
der sich überall die wertende Normierung finden lässt.
(Weiterführend empfehle ich die Lektüre: Susan Arndt & Nadja Ofuatey-Alazard (Hg.)Wie Rassismus aus Wörtern spricht; (K)Erben des Kolonialismus im Wissensarchiv deutsche Sprache; Ein kritisches Nachschlagewerk)
In
der globalisierten Welt ist Rassismus den Herrschenden das Mittel der
Wahl um weiter ungestört Menschen ausbeuten zu können, die schon in
kolonialen Zeiten als die Schwächeren
im Darwinistischen Sinne projiziert wurden. Mit menschenverachtender
'Entwicklungshilfe' oder Neusprech 'Entwicklungszusammenarbeit' werden
Volkswirtschaften als Armenhäuser der Welt gesetzt. Bildung nach
westlichem Standard wird als Maß bestimmt und dabei wird geflissentlich
die seit Jahrhunderten andauernde rohe Knute unerwähnt gelassen.
Der ausgebeutete Mensch unterliegt offenbar leicht den '
Divide et impera'-Ränken der Machthaber, nicht von der Hand zu weisen
ist ja ein Profit für den Einzelnen, der ihn zumindest überleben lässt. Und wer sich selbst als austauschbar erfährt, der fürchtet im 'Anderen' den Konkurrenten aus dem anderen Lager, den nicht der eigenen Gruppe Zugehörigen.
Wo die Politik von Wirtschaftsflüchtlingen spricht, da leistet sie dem
Rassismus vorschub. Wo sie Asylbewerber_innen aufgrund von Verfolgung
wegen "Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit
zu einer bestimmten
sozialen Gruppe, politischer Überzeugung oder vergleichbaren persönliche
Eigenschaften oder Verhaltensweisen" einen Aufenthaltsstatus zubilligen,
ihn aber verneinen wenn Menschen aus ausbeuterischen Verhältnissen
fliehen, da offenbart sich die hässliche Fratze des am eigenen Wohlstand
unbedingt Interessierten. Das Kapital hat in den
Ländern der Migrant_innen eine wüste Ödnis verursacht. Die Migrant_innen sind Opfer dieser ungerechten
kapitalistischen Unordnung. Sie sind doppelt Opfer, weil sie zusätzlich verantwortlich gemacht werden für das Sichtum des Landes, dem sie abstammen. Der Rassismus geht hier noch einen Schritt weiter und überträgt die zugeschriebenen Merkmale auch Alljenen, die er als in ähnlicher Weise abweichend von der eigenen normierten Standardtypisierung erfährt.
Ausweg daraus kann letztlich nur der
Aufbau eines humanen
Solidarsystems bieten.